Der Begriff Range beim Poker

Was hat es mit dem Begriff Range beim Poker auf sich?

Unter einer “Range” versteht man eine bestimmte Bandbreite von Händen, die man beim Gegner in einer bestimmten Situation vermutet. Anstatt den Gegner auf eine bestimmte Hand zu setzen, geht man von einer Mehrzahl von Händen aus, die man dem gegner aufgrund seiner Aktion zuordnet.

Beispiel: Man sitzt an einem Online-Tisch im Turnier bereits seit ca. 2 Stunden mit den selben Spielern zusammen. Nun raist ein Spieler vor dem Flop aus UTG (links vom Big Blind). Dieser Spieler war bisher recht tight (z.B. weil er nur 15% seiner Starthände gespielt hat) und es scheint, dass er ein guter Spieler ist. Hier ist davon auszugehen, dass er die Bedeutung seiner Position kennt, und daher aus UTG nur mit Top-Händen raist. Seine Range wäre hier maximal AKs, AKo, AQs, TT, JJ, QQ, KK, AA, oder eventuell sogar noch enger. 

Um nun zu entscheiden, ob man selber folden, callen oder gar reraisen sollte, muß man die eigene Hand mit der Range des Raisers vergleichen. Angesichts der oben genannten Range wäre es Wahnsinn, mit Händen wie ATs oder KJo zu callen, da diese von den meisten Händen aus der gegnerischen Range dominiert werden.

Eher schon würde man mit Händen wie T9s oder 55 callen (in der Hoffnung einen guten Draw oder ein Set zu treffen. Ebenso würde man mit einer Hand wie KK oder AA oder AK reraisen – diese befinden sich im obersten Bereich der gegnerischen Range. Mit solchen Hands hat man logischerweise in vielen Fällen eine ausgezeichnete Chance auf eine gute Auszahlung.

Wie schätzt man die Range des Gegners ein?

Ideal ist hierbei die Verwendung einer Statistiksoftware wie Pokertracker oder Holdem Manager 2 (wenn man online spielt). Hier kann man für einen Spieler, über den man genug Daten gesammelt hat, sehr schön feststellen, wie häufig er preflop raist. Im Idealfall kann man schauen, wie oft er von einer bestimmten Position aus geraist hat und daraus seine Schlüsse ziehen. 

Eine große Hilfe liefert hier auch Pokerstove – hier kann man z.B. die besten 30% aller Hands aufrufen und sieht dann, welche Hands dies sind.

Ein Spieler, der z.B. 35% seiner Hands preflop raist (ohne Berücksichtigung der Position), der ist ausgesprochen loose. Gegen einen solchen Spieler macht es Sinn, öfter einmal eine kräftige 3Bet abzufeuern, gefolgt durch eine C-Bet. Der Raiser wird in den meisten Fällen dann folden.

Was ist ein Range-Vorteil?

Ist der erste Raiser A loose, und der 3-Bettor B ein tighter Spieler, und A ist sich dessen auch bewußt, dann muss der erste Raiser A davon ausgehen, dass die Range von B für eine 3Bet sehr eng sein muß (evtl. nur AK, AA, KK). In diesem Wissen wird er seine Hand öfter folden, wenn er den Flop verfehlt hat, oder wenn z.B. ein Ass auf dem Flop liegt und er (A) nur z.B. 77 hat.

B gewinnt also die Hand oft unabhängig von seinen eigenen Karten, einfach weil er auf Grund seines Table Images und seiner Aktion einen Range-Vorteil hat. Das ganze funktioniert natürlich nur, wenn A gut genug spielt, um sich über die möglichen Karten des Gegners Gedanken zu machen.