Bedeutung Position am Poker Tisch
Position am Poker Tisch beachten
Bei jedem Pokerspiel ist die eigene Sitzposition relativ zum Button von extremer Bedeutung für die eigene Spielweise.
Grundsätzlich beginnt das natürlich mit der Auswahl der Starthände. Je näher man am sogenannten Button sitzt, desto mehr Starthände werden spielbar. Dies wurde ja bereits im Kapitel zum Thema “vor dem Flop” besprochen.
Aber es ist ebenfalls wichtig, schon vor dem Flop darüber nachzudenken, wie man seine Hand nach dem Flop weiter zu spielen gedenkt, und auch dabei ist natürlich die Position nach dem Flop von großer Bedeutung.
Klassisches Beispiel: Ihr seid der Big Blind an einem Tisch mit 10 Spielern und vor dem Flop hat ein Spieler, den ihr als relativ schwachen Spieler mit “loosen” Tendenzen kennt, gecallt. Alle anderen haben gefoldet. Nun stellt sich die Frage, ob ihr eher checken oder aber raisen solltet. In diesem Fall müsst ihr folgende Überlegung anstellen: erstens, der schwache Spieler hat vermutlich eine durchschnittliche Hand. Nach dem Flop habt ihr die Initiative, das heißt die erste Aktion geht von euch aus. Wenn Ihr in dieser Situation nur checkt, dann wird der Gegner annehmen, dass ihr ebenfalls nur eine durchschnittliche Hand habt. Somit wird er eher bereit sein, eine Bet nach dem Flop zu callen.
Wenn ihr aber vom Big Blind aus bereits vor dem Flop raisen würdet, und nach dem Flop erneut bettet, dann wird der Gegner vermuten, dass ihr eine starke Hand habt und eher bereit sein zu folden.
Ein weiteres Beispiel: an einem Tisch mit 10 Spielern sitzt ihr under the gun (das heißt, ihr müsst vor dem Flop als erstes agieren) und habt ein Pocket Pair Achten. In diesem Fall gibt es zwei mögliche Spielweisen: die erste wäre, zu raisen um möglichst nach dem Flop nur gegen einen Gegner zu spielen. Die zweite wäre ein Call in der Hoffnung, dass möglichst viele andere Spieler ebenfalls einsteigen. In dem Fall werdet ihr allerdings die Hand meist nur dann gewinnen, wenn eine dritte 8 auf dem Board erscheint. Die Chance hier für beträgt nur etwa 10 %, allerdings werdet ihr gegebenenfalls einen ziemlich dicken Pott kassieren, wenn Ihr trefft. Ich persönlich ziehe es vor, in dieser Situation mit einem Raise zu eröffnen. Nach dem Flop sieht die Situation dann so aus, dass ihr sehr häufig immer noch die beste Hand haben werdet, beziehungsweise mit einer erneuten Bet den Pott kassieren könnt. Sehr oft wird es vorkommen, dass nach einem Raise aus früher Position alle Spieler hinter euch folden, bis auf den Big Blind – der ja nur eine Bet einsetzen muss, um in einem Pott mit 4,5 Bets zu bleiben. Nach dem Flop nun seid nicht ihr der Spieler mit der Initiative, sondern der Big Blind setzt als erster. Checkt er, dann solltet ihr erneut betten um ihn zum folden zu bringen. Bettet der Big Blind jedoch, dann ist Vorsicht geboten. Schaut euch den Flop an: wie viele Overcards zu eurem Pocket Pair liegen? Habt Ihr einen vernünftigen Draw, oder kann es sein dass der Gegner einen Draw hat? Wenn jetzt beispielsweise ein As und ein König auf dem Flop liegen, seid Ihr vermutlich geschlagen und solltet folden. Bei einer Overcard auf dem Flop oder wenn Ihr beim Gegner einen Draw vermutet, wäre es sinnvoller zu raisen – schon um mehr Informationen zu gewinnen.
Noch ein Beispiel: Ihr habt auf dem Big Blind Pocket Aces. Alle Spieler haben gefoldet, bis auf den Small Blind, der raist. Es besteht hier Anlass zur Vermutung, dass der Gegner versucht, die Blinds zu stehlen. Da er aller Wahrscheinlichkeit nach erneut betten wird, egal wie der Flop kommt, besteht nun kein Grund, den Gegner darauf hinzuweisen, dass man selbst eine starke Hand hat. Im Gegenteil, jetzt kommt es darauf an, den Pott zu füllen. Zu diesem Zweck callt man vor dem Flop nur, um die erwartete gegnerische Bet dann nach dem Flop zu raisen. Je nachdem wie der Flop aussieht, wäre es sogar denkbar, erst nach dem Turn zu raisen, um so eine weitere Big Bet zu gewinnen. Dies könnte man zum Beispiel dann tun, wenn man vermutet dass der Gegner ein Top Pair getroffen hat, oder wenn der Flop das dritte Ass gebracht hat.
Bei der Auswahl der eigenen Aktion im Zusammenhang mit der eigenen Sitzposition geht es also unter anderem auch darum, einen Zug voraus zu denken. Eurer Aktion vor dem Flop sollte mit anderen Worten öfter auch der Vorbereitung des nächsten Zugs nach dem Flop dienen.